Heincke-Expedition Nordsee 2025

Rowan Brown, 29. Mai 2025

Einführung

Acht Studierende des Departments für Geographie sind im März dieses Jahres im Rahmen einer kleinen Exkursion unter der Leitung von Prof. Dr. Alexander Haumann und Fahrtleiter Dr. Wilken-Jon von Appen an Bord des Forschungsschiffes Heincke des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) gegangen. Gemeinsam mit Studierenden der HHU Düsseldorf und der Uni Bremen erlebten sie vom 29. März bis zum 2. April fünf Tage lang das Leben von Meeresforschern, welche die Physik, Biologie und Biogeochemie der Nordsee und der Deutschen Bucht untersuchen.

„Die Exkursion war in vielerlei Hinsicht lehrreich, spannend und ohne Übertreibung ein einmaliges Erlebnis“ –F. Bayer

Nachfolgend ein Tagesüberblick über die Exkursion, in den Worten der Studierenden.

Tag 1: Samstag, 29. März 2025

Von N. Kreitmeyr und S. Moser

Am ersten Tag checkten wir aus der Jugendherberge in Bremerhaven aus und gingen an Bord der Heincke. An Bord konnten wir gleich eine partielle Sonnenfinsternis beobachten; ein Bremer Student hatte am Vorabend eine Apparatur (Abbildung unten) gebaut, um die Sonnenfinsternis sehen zu können.

Nachdem wir an Bord gegangen waren und den Hafen verlassen hatten, wurden wir mit den Messgeräten an Bord vertraut gemacht. In der Abbildung unten bereiten wir eine CTD-Rosette, welche zur Messung von Leitfähigkeit, Temperatur, und Tiefe verwendet wird, vor und in der dritten Abbildung sehen wir die Vorbereitung einer Verankerung. Eine Verankerung ist ein Gerät, das an einer Stelle ins Wasser gelassen wird, wo es verschiedene Parameter wie Temperatur und elektrische Leitfähigkeit misst, und nach einer gewissen Zeit wieder herausgeholt wird. Es muss zuvor programmiert werden. Wir haben auch die erste Messung mit der CTD-Rosette durchgeführt und neben Temperatur-, Salzgehalt- und Chlorophyllkonzentrationsmessungen mit den Sensoren auch Wasserproben von den Niskin-Flaschen genommen.

Längere Zeit auf einem Forschungsschiff zu arbeiten bedeutet Arbeit, Freizeit und Hobbys an einem Ort zu vereinen. Mit der wissenschaftlichen Forschung bringt das Leben an Bord eines Forschungsschiffes auch andere Pflichten mit sich, wie z. B. die Reinigung des Geschirrs nach den Mahlzeiten. Eine gute Nachtruhe ist wichtig! Besonders nach einem harten Arbeitstag an Bord. Deshalb gibt es auf der Heincke auch Schlafplätze für Wissenschaftler und Besatzung sowie zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten in den AWI-Gästehäusern auf Helgoland.

Partielle Sonnenfinsternis am Samstag, den 29. März 2025 von der Heincke aus (Bildrechte: N. Kreitmeyr)

Vorbereitung der CTD (Conductivity, Temperature, Depth) Rosette für ihren ersten Einsatz auf der Reise (Bildrechte: N. Kreitmeyr)

Altes Eisenbahnrad als Anker für die Verankerung mit einem CTD sensor (Bildrechte: N. Kreitmeyr)

Tag 2: Sonntag, 30. März 2025

Es war zu rau, um den Hafen am Sonntag zu verlassen; Basstölpel beobachten die Wellen vom sicheren Helgoland aus (Bildrechte: S. Lang und K. Hartl)

Von S. Lang und K. Hartl

Einer der Höhepunkte der Exkursion war die Besichtigung von Helgoland, die wir am Sonntag unternommen haben. Wir erfuhren nicht nur etwas über die lokale Geschichte und die Verflechtung von Natur und Mensch auf der Insel, sondern auch über den geologischen Hintergrund. Die besondere geologische und geografische Lage der Insel hat sie zu einem wichtigen wirtschaftlichen und strategischen Knotenpunkt gemacht. Es war besonders inspirierend zu sehen, wie ernst der Naturschutz auf Helgoland genommen wird

Tag 3: Montag, 31. März 2025

Von P. Scherbel und K. Schmuck

Am Montag erlebten wir ein ziemliches Abenteuer auf unserem Schiff. Der Sturm vom Vortag hatte sich gelegt, aber der Wind war immer noch stark. Die Überbleibsel des Sturms waren Wellen, die das Schiff ganz schön in Bewegung brachten. Trotz dieser schwierigen Bedingungen waren die beiden Sedimentproben, die wir vom Meeresboden entnommen haben, definitiv der Höhepunkt des Tages.

Die erste Probe stammte aus einem Gebiet mit schlammigem Boden. Die zweite wurde an einem Ort mit eher sandigem Boden entnommen. Wir analysierten zunächst die Struktur der Proben und suchten bei der zweiten Probe nach lebenden Tieren. Wir arbeiteten mit den Biologiestudenten der Universität Düsseldorf zusammen, um weitere Informationen über diese Tiere zu erhalten, die wir in der Sedimentprobe fanden. Und wir hatten Glück! Wir fanden zwei Baby-Muscheln, eine Garnele und sogar einen kleinen Seestern. Wir schauten sie uns unter dem Mikroskop genauer an, bevor wir sie wieder in den Ozean entließen.

Insgesamt war es eine großartige praktische Erfahrung, bei der wir nicht nur etwas über Geografie, sondern auch über die Artenvielfalt des Meeresbodens gelernt haben

Erforschung des Lebens auf dem Meeresgrund (Bildrechte: P. Scherbel und K. Schmuck)

Erforschung des Lebens auf dem Meeresgrund (Bildrechte: P. Scherbel und K. Schmuck)

Tag 4: Dienstag, 1. April 2025

Von F. Bayer und A. Gattinger

Am Montag haben wir unter den Studierenden einen vorübergehenden Fahrtleiter gewählt, der die heutige Route mit allen Arbeitsgruppen koordiniert hat. Die Ziele unserer Arbeitsgruppen, ihre Messmethoden und die geplanten Wegpunkte wurden in den Plan eingearbeitet. Der Plan wurde mit der Schiffsbesatzung und dem Kapitän auf seine Durchführbarkeit geprüft. Am nächsten Morgen wurde er genehmigt.

Der Tag war nun für alle geplant. Der ernannte Fahrtleiter, Robin Matz, war unser als Hauptentscheidungsträger. Die Dozierenden und Betreuerinnen und Betreuer unterstützten uns den ganzen Tag über, aber die Verantwortung für die Durchführung und den Zeitplan lag bei uns Studierenden. So ging die Reise der Heincke von Wegpunkt zu Wegpunkt. Jede Studierendengruppe wandte die von ihr gewählten Methoden zur Datenerfassung an. So wurde zum Beispiel die Verankerung geborgen, die Sensordaten gesichert und verarbeitet. Die CTD Rosette wurde an allen acht Stationen eingesetzt. Die Studierendengruppen gaben die Funkbefehle selbst und bestimmten die Tiefe jeder entnommenen Wasserproben.

Auch das Multinetz wurde uns heute erklärt. Es kann zum Sammeln von Zooplankton in verschiedenen Wassertiefen verwendet werden. Es besteht aus mehreren Netzen, die nacheinander geschlossen und geöffnet werden können. Das Netz wird auf die größte Tiefe abgesenkt und dann Stück für Stück die Wassersäule hinaufgezogen. Die Netze werden nacheinander geöffnet, so dass sich das Zooplankton aus den verschiedenen Abschnitten am Ende in den Probenbechern befindet.

Neben den Forschungsaufgaben haben wir auch die Probenentnahme, die Filtration, die Lagerung und das Wiedereinrichten der CTD durchgeführt. Für diese Aufgaben waren die Studierenden bereits in Schichten eingeteilt worden. Zwischen den teilweise längeren Fahrten von Station zu Station nutzten die Dozierenden und Betreuerinnen und Betreuer die Pausen, um uns aktuelle Forschungs-, Datenerfassungs- und Messmethoden aus den Bereichen Meeresbiologie, -biogeochemie und -physik vorzustellen und näher zu bringen. Der Rest des Tages war geprägt von einem intensiven Austausch der Studierenden untereinander über die Inhalte ihrer Präsentationen und Forschungen. Der Tag war abwechslungsreich und wurde mit verschiedenen spannenden Anwendungen und Forschungsaufgaben verbracht.

Trotz des hohen Arbeitspensums gab es immer wieder ruhige Momente - sei es zum Erklären von Konzepten, zum Erkunden des Schiffes oder zum Verweilen mit Blick auf die Nordsee oder die Insel Helgoland.

Insgesamt gab es trotz der hohen Arbeitsbelastung nie das Gefühl von Stillstand, und die Exkursion war in vielerlei Hinsicht lehrreich, spannend und, ohne Übertreibung, ein einmaliges Erlebnis.

Vorbereitung der Präsentation im Trockenlabor (Bildrechte: F. Bayer)

Vorbereitung des Multinets an Bord der FS Heinck (Bildrechte: F. Bayer)

Tag 5: Mittwoch, 2. April 2025

Einheimische auf Helgoland (Bildrechte: S. Lang und K. Hartl)

Der Mittwoch stellte den Höhepunkt der Exkursion dar, mit einem Vormittag, der den Präsentationen der Studierenden gewidmet war, gefolgt von einer letzten Gelegenheit, Helgoland zu erkunden, bevor die lange Reise zurück nach München angetreten wurde. Die Präsentationen der Studierenden umfassten eine Reihe von Themen, von einer Untersuchung der Planktonarten der Nordsee bis hin zu einer Erklärung, wie der Sturm der vergangenen Tage die Zirkulation in der Deutschen Bucht beeinflusst hat. Jede Präsentation war ein beeindruckender Beweis dafür, wie viel die Studierenden in 4 kurzen Tagen gelernt hatten.

Nach so viel harter Arbeit verbrachten die meisten Studiernenden den Nachmittag mit einigen Helgoländern auf dem Deich (Bild rechts). Schließlich war es Zeit, die Heimreise nach München anzutreten, beginnend mit einer Hochgeschwindigkeitsfähre zum Festland, gefolgt von einem ÖBB-Nachtjetzug von Hamburg nach München.