Das Maximilianeum in München auf einer Postkarte vom Ende des 19. Jahrhunderts

Geographie als "Staatswissenschaft"

Wirtschaftsgeographie an der LMU

Die Anfänge der Münchner Wirtschaftsgeographie

Die Geschichte der Wirtschaftsgeographie an der LMU begann im Jahre 1948 mit der Berufung Wilhelm Credners. Credner, der zum damaligen Zeitpunkt den Lehrstuhl für Geographie am Geographischen Institut (TUM) seit 18 Jahren innehatte, sollte nun an der neugegründeten Staatswissenschaftlichen Fakultät ein Seminar für Wirtschaftsgeographie aufbauen. Dazu sollte es leider nie kommen, denn Credner verstarb bereits kurz nach seiner Berufung.

Daraufhin wurde Erich Thiel erst mit der Vertretung beauftragt, ehe er 1951 zum außerplanmäßigen und schließlich 1958 zum ordentlichen Professor für Wirtschaftsgeographie berufen wurde. 1959, ein Jahr nach Thiels Berufung, wurde das Seminar zum Wirtschaftsgeographischen Institut aufgestuft.

Wende zur Sozialgeographie

Nach der Emerierung Erich Thiels folgte Karl Ruppert, 1964 noch in Vertretung ehe er im Jahr darauf offiziel das Erbe antrat. 1974 wurde das Institut, das in dieser Zeit auch personell stark erweitert wurde, im Zuge der Neu-Organisation der Universität in 21 Fachbereiche (heute: Fakultäten) schließlich bei der neugeschaffenen Fakultät für Betriebswirtschaftslehre angesiedelt.

Auch inhaltlich geschah eine Neuausrichtung. Unter Karl Ruppert, der wie seine Zeitgenossen an der TUM der Münchner Schule der Sozialgeographie zugeordnet wird, folgte eine Hinwendung zur Sozialgeographie, als neue übergeordnete Kategorie, unter der sich auch die Wirtschaftsgeographie wiederfand.

Wirtschaftsgeographie als Wirtschaftswissenschaft

1979 nahm Hans-Dieter Haas seine Tätigkeit am Institut als neuer außerordentlicher Professor auf. Hans-Dieter Haas kam als Experte für die Wirtschaftsgeographie Lateinamerikas und konnte so auch den geographischen Horizont des Instituts enorm erweitern. Vor allem beschäftigte er sich jedoch bereits vergleichsweise früh mit Fragen der Rohstoff-, Abfall-, und Entsorgungswirtschaftschaft sowie dem Recyling von Rohstoffen.

Im Wintersemester 1992/93 trat Haas schließlich die Nachfolge Rupperts als Lehrstuhlinhaber an. Unter Haas, der die räumlichen Dimensionen wirtschaftlicher Prozesse und Aktivitäten als das eigentliche Kernthema der Wirtschaftsgeographie sah, erfolgte eine Rückführung in die Wirtschaftswissenschaft.

Überführung ins Department & Zukunft der Wirtschaftsgeographie

Das Jahr 2006 brachte für die Wirtschaftsgeographie am Standort München eine große Veränderung mit sich. Es erfolgte ein Umzug sowohl räumlicher, als auch fachlicher Natur. Die Wirtschaftsgeographie war nun nicht mehr ein eigenes Insitut innerhalb der BWL, sondern Teil des neugegründeten Departments für Geographie. Der Tourismusforscher Jürgen Schmude trat 2008 die Nachfolge von Haas an.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit kam Schmude auch die Aufgabe zu, die Wirtschaftsgeographie als feste Säule des noch recht jungen Departments zu integrieren. Aktuell wird die Wirtschaftsgeographie von Johannes Glückler (seit 2023 Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographien der Zukunft) und Gordon Winder (Wirtschaftsgeographien mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit) repräsentiert.