Pencks und Drygalskis Erben
Physische Geographie an der LMU
Albrecht Pencks Pionierarbeit
1882 habilitiert Albrecht Penck („Die Vergletscherung der deutschen Alpen“) an der Philosophischen Fakultät als erster Vertreter des Faches Geographie an der LMU, wo er bis 1885 lehrt. Es sind die ersten geographischen Vorlesungen an der LMU überhaupt. Nach der ersten außerordentlichen Professur für Geographie (Eugen Oberhummer, 1892 ) folgt erst die Gründung einer "Geographischen Sammlung" (1894) und später des "Geographischen Seminars" (1899).
Auch wenn Albrecht Penck, im Gegensatz zu Friedrich Ratzel, der den geographischen Lehrstuhl der TUM zwischen 1879 und 1886 innehatte, in erster Linie für seine Pionierarbeit in der physischen Geographie bekannt ist, wandte er sich, wie auch viele andere Vertreter seines Faches im Sog des ersten Weltkriegs der politischen Geographie zu.
Erich von Drygalski: Vom Südpol zum Lehrstuhl
Zum Wintersemester 1906 folgte der berühmte Polarforscher Erich von Drygalski den Ruf nach München, wo er für die nächsten 29 Jahre den neu geschaffenen Lehrstuhl für Geographie inne hatte. Als Leiter der ersten deutschen Antarktisexpedition (Gauß-Expedition, 1901–1903), reichte Drygalskis Bekanntheitsgrad weit über die Grenzen der akademischen Welt und der universitären Geographie hinaus.
In Drygalskis Zeit fiel auch die Umwandlung des Seminars in ein Geographisches Institut (1921). Auf Drygalski folgte mit Fritz Machatschek (1935 – 1946) ein weiterer führender Glaziologe dieser Zeit. In Otto Jessens viel zu kurzer Zeit, er verstarb früh und überraschend im Frühjahr 1951, erfolgte die Planung eines neuen Institutsgebäudes an der Luisenstraße, in das der Umzug noch im gleichen Jahr statt fand.
Geographische Fernerkundung & Nexus Forschung
1964 erfolgte die Einrichtung eines weiteren Lehrstuhls mit dem Schwerpunkt Geographie des Meeres und Luftbildauswertung. Erster Inhaber des Lehrstuhls war der Ozeonograph Hans-Günter Gierloff-Emden (1965-1991). Mit der Berufung Wolfram Mausers (1991-2021) verschob sich der Schwerpunkt des Lehrstuhls hin zur Geographischen Fernerkundung. Hydrologie blieb jedoch auch weiterhin ein wichtiger Forschungsgegenstand des Lehrstuhls.
Seit 2022 wird der Lehrstuhl von Marianela Fader geführt, der sich fortan mit der Nexus-Forschung, einem, ganzeinheitlichen Ansatz zur Erfassung von Umweltsystemen in all ihrer Komplexität beschäftigt. Die Fernerkundung wird durch die Professuren Ralf Ludwigs, Lukas Lehnerts und Tobias Hanks (apl.) weitergeführt. An die Ozeonographie wird heute durch Alexander Haumann in Kooperation mit dem Alfred Wegner Institut wieder angeknüpft - wenn auch nicht in Asooziation mit dem Lehrstuhl.
Das Department im Wandel
Auf den Lehrstuhl, den 1906 Drygalski begründete, folgte mit Herbert Louis (1952-1968) ein Kartograph und Geomorphologe mit einer besonderen Expertise für den Balkanraum. Die Geomorphologie sollte unter Friedrich Wilhelm (1969 – 1995), ein Schüler Louis mit ausgewiesener Expertise in Glaziologie, aber auch mit Konrad Rögner und heute mit Carola Küfmann apl.einen festen Platz am Department behalten.
Auf Wilhelm folgte der Landschaftsökologe Otfried Baume (1995-2017). Aktuelle Lehrstuhlinhaberin mit dem Schwerpunkt Landnutzungssysteme ist seit 2018 Julia Pongratz. Nach einer bodenkundlichen Ausrichtung mit Eileen Eckmeier erforscht nun Mirjana Sakradzija die Land-Atmosphärenkopplung.
Zwischen 1977 und 1998 gab es einen eigenen Lehrstuhl für Didaktik unter Josef Birkenhauer. Die Lehramtsausbildung bleibt weiterhin bestehen. Mit Imke Hoppe wird der Bedeutung der Wissenschaftskommunikation und Klimabildung seit 2023 Rechnung getragen.