Die Wirkung von 20 Jahren Knowledge and Space

Ergebnisse einer Umfrage unter den Teilnehmenden

Daten

Knowledge and Space Plenum

© Knowledge and Space

Über zwei Jahrzehnte hinweg brachten die Symposien „Knowledge and Space“ 280 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 179 Universitäten und Instituten aus 28 Ländern zusammen. Forschende aus über 50 Disziplinen – von Geografie und Soziologie bis hin zu Architektur und Wirtschaft – trafen sich in der Villa Bosch in Heidelberg, um die räumlichen Dimensionen von Wissen zu diskutieren. Das Team führte eine Umfrage unter 271 ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch und erreichte eine Rücklaufquote von 45,5 %. Die Daten zeigen nicht nur die große Bandbreite an disziplinärer Vielfalt, sondern auch die Intensität des wissenschaftlichen Austauschs: Nach den Symposien wurden 470 neue oder vertiefte akademische Beziehungen berichtet. Diese empirische Grundlage liefert einen seltenen quantitativen Einblick in die langfristigen Wirkungen kleiner, interdisziplinärer Wissenschaftsveranstaltungen. Die Ergebnisse zeigen, dass das Format sowohl intellektuelle Neugier als auch nachhaltige Kooperationen förderte und dass sinnvoller akademischer Austausch am besten in sorgfältig gestalteten, persönlichen Rahmenbedingungen gedeiht.

Zur vollständigen Studie

Wissenschaft vernetzen

Netzwerkgrafik der Kowledge and Space Symposien

© Jakob Hoffmann

Ein zentrales Ziel der Symposien war es, neue akademische Beziehungen über Disziplingrenzen hinweg anzustoßen. Vor der Teilnahme hatten 61 % aller Teilnehmenden keinen vorherigen Kontakt zueinander – ein bewusstes Gestaltungselement, um Neuheit und intellektuelle Kreuzbestäubung zu maximieren. Danach erzählten die Netzwerkkarten eine klare Geschichte: Ein Drittel aller möglichen Beziehungen hatte sich vertieft, und 11 % stellten völlig neue Verbindungen dar. Dazu zählten Kooperationen bei Forschungsprojekten, gemeinsame Publikationen und Einladungen zu zukünftigen Konferenzen. Die Analyse zeigte, dass die Geografie eine zentrale Verbindungsrolle einnahm und Forschende aus Anthropologie, Psychologie, Wirtschaftswissenschaften und Politikwissenschaft miteinander verknüpfte. Solche Ergebnisse verdeutlichen, dass kleine, diskussionsbasierte Formate akademische Gemeinschaften effektiv „umverdrahten“ können – besonders, wenn die Teilnehmenden gezielt nach Vielfalt und Unvertrautheit ausgewählt werden. Statt bestehende Silos zu verstärken, schufen die Symposien „Knowledge and Space“ ein dichtes Netz an Verbindungen, das neue Perspektiven auf Raum, Orte und die Rolle der Geografie im Verständnis von Wissen eröffnete.

Geographie im Fokus

Symposienplenum

© Knowledge and Space

Ein zentrales Anliegen von „Knowledge and Space“ war es, das Verständnis von räumlichen Dimensionen in der Wissensproduktion bei Nicht-Geografen zu erweitern. Die Ergebnisse waren beeindruckend: Rund 70 % der Teilnehmenden aus anderen Disziplinen gaben an, dass die Symposien sie inspirierten, geografische Konzepte in ihre Arbeit zu integrieren. Anthropologen, Psychologen und Architektinnen beschrieben, wie sich ihre Sicht auf „Raum“ wandelte – von einem neutralen Hintergrund hin zu einem dynamischen sozialen Konstrukt. Selbst erfahrene Geografen räumten ein, dass die Diskussionen ihre eigenen Vorstellungen von Räumlichkeit vertieften und komplexer machten. Die Veranstaltungen boten eine seltene Arena, in der räumliches Denken disziplinäre Grenzen überschritt und beeinflusste, wie Teilnehmende Netzwerke, Institutionen und Kreativität konzipierten. Auf diese Weise förderte die Reihe nicht nur die Geografie als Fach, sondern sensibilisierte auch andere Disziplinen für räumliches Denken, indem sie verdeutlichte, dass Wissen stets lokalisiert, relational und durch die Kontexte geprägt ist, in denen es entsteht und ausgetauscht wird.

Wissenschaft im Dialog

Wissenschaftler im Gespräch

© Knowledge and Space

Die Teilnehmenden beschrieben „Knowledge and Space“ durchweg als eine „intellektuelle Oase“ – eine seltene Flucht aus der gehetzten, fragmentierten Realität der modernen Wissenschaft. Das einzigartige Veranstaltungsdesign – dreißigminütige Vorträge gefolgt von dreißigminütigen Diskussionen, ohne öffentliches Publikum – schuf eine Atmosphäre echten Engagements. Forschende schätzten die Gelegenheit zu tiefgehender Reflexion und „High-Level-Brainstorming“ ebenso wie das gesellige Umfeld, das informelle Gespräche bei gemeinsamen Mahlzeiten, Spaziergängen und Exkursionen förderte. Viele berichteten, dass die Erfahrung ihre theoretischen Horizonte erweiterte und ihre professionellen Netzwerke stärkte. Die begleitende Open-Access-Buchreihe ermöglichte es, Erkenntnisse breit zu veröffentlichen und über Heidelberg hinaus zu verbreiten. Besonders für Nachwuchswissenschaftler boten die Symposien Sichtbarkeit, Mentoring und Kooperationsmöglichkeiten, die ihre Karriere prägten. In einer Welt überdimensionierter, überreizter Konferenzen zeigte „Knowledge and Space“, dass die wirkungsvollsten Lernprozesse durch langsame, fokussierte Dialoge neugieriger Köpfe entstehen.