Forschungsprofil

Am Lehrstuhl für Humangeographie und Mensch-Umwelt-Beziehungen betreiben Prof. Matthias Garschagen und sein Team aus empirischer und theoretischer Perspektive, innovative Forschung zu Risiko und Anpassungsmöglichkeiten im Kontext des Umwelt- und Klimawandels. Dabei deckt die Forschung des Lehrstuhls insbesondere drei Bereiche ab:

Der erste Bereich umfasst die Entwicklung wissenschaftlicher Methoden und ihre Anwendung, um vergangene, aktuelle und insbesondere künftige Risikotrends zu bewerten, die sich an der Schnittstelle zwischen den Klimagefahren und den sich verändernden menschlichen Gesellschaften und Infrastrukturen entwickeln. Auf der Grundlage von Szenariotechniken und dynamischen Bewertungsinstrumenten untersucht das Team insbesondere wahrscheinliche Zukunftstrends sozioökonomischer Exposition, Verwundbarkeit und Anpassungsfähigkeit, da Gesellschaften einem breiteren demografischen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Wandel unterliegen. Die Analyse des Zusammenhangs von Urbanisierungstrends und Veränderungen in den Risikoprofilen ist einer der spezifischen Forschungsbereiche der Forschungseinheit. Dabei kommen beispielsweise partizipative Szenariotechniken, die Modellierung des städtischen Wachstums, Bayessche Netzwerke, sowie agentenbasierte Modellierung zum Einsatz. Die Bewertung umfasst sowohl Extremereignisse (z. B. Überschwemmungen, Wirbelstürme, Hitzewellen, Dürren) als auch schleichende Gefahren (z. B. Meeresspiegelanstieg oder Versalzung von Gewässern). Dabei legt das Team auch einen starken Fokus auf ländlich-urbane Zusammenhänge.

Zweitens entwickelt, testet und wendet die Arbeitsgruppe Methoden an, um verschiedene Möglichkeiten der Risikominderung und -anpassung zu bewerten und zu prüfen, wie sie im Rahmen der breiteren Risikosteuerung in Gesellschaften verhandelt werden. Über Standardinstrumente wie Kosten-Nutzen-Analysen oder Umweltverträglichkeitsprüfungen hinaus setzt die Arbeitsgruppe innovative und empirisch fundierte multikriterielle Instrumente ein, um auch andere wichtige, aber oft vernachlässigte Faktoren, wie z. B. soziale Akzeptanz, politische Machbarkeit, ökologische Externalitäten oder Unsicherheit bei der Entscheidungsfindung zu erfassen und zu berücksichtigen. Dabei ist die Arbeitsgruppe besonders daran interessiert, die Synergien, aber auch die Gräben zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren in Anpassungsprozessen zu verstehen und Governance-Lösungen zu erarbeiten.

Drittens bewertet die Arbeitsgruppe, wann und wie transformative Veränderungen zur Risikominderung notwendig werden und wie sie proaktiv gefördert werden können. Zu den Schlüsseldimensionen, die in dieser Forschung abgedeckt werden, gehören die Transformation städtischer und raumplanerischer Regularien, der Krisenkontingente, der Versicherungsmärkte oder der gesellschaftlichen Verantwortung für die Risikoprävention.

Die Arbeitsgruppe konnte ihre Fähigkeiten immer wieder durch ihre vorangegangenen und aktuellen Erfolge unter Beweis stellen: Die Gruppe von Prof. Garschagen hat eine Vielzahl internationaler Forschungsprojekte durchgeführt, viele davon in Zusammenarbeit mit führenden akademischen Institutionen weltweit (z.B. King's College London, National University of Australia, United Nations University). Die Forschungsergebnisse wurden in führenden peer-reviewed Journals wie Nature, Nature Climate Change, Nature Cities, Global Environmental Change usw. veröffentlicht. Der Forschungserfolg der Gruppe und die hohe gesellschaftspolitische Bedeutung der Forschung haben zur Berufung in führende internationale wissenschaftlich-politische Gremien geführt, z. B. die wiederholte Berufung von Prof. Matthias Garschagen als Hauptautor im IPCC (SROCC, AR6 und SYR).

Forschungsprojekte

Eine Liste der laufenden und abgeschlossenen Forschungsprojekte des Teams finden Sie hier.