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Förderung bis Verbot: So reagieren Universitäten auf ChatGPT

18.08.2025

Wir gratulieren Judith Baum zu ihrer hervorragenden Bachelorarbeit

Der Erfolg von ChatGPT hat in der Hochschulbildung eine lebhafte Debatte ausgelöst. Die Frage, wie akademische Standards gewahrt werden können, wenn die Grenze zwischen originären Arbeiten und KI-generierten Texten immer unschärfer wird, sorgt für unterschiedliche Ansichten.

Judith Baum hat offizielle Dokumente von rund 200 deutschen Hochschulorganisationen ausgewertet, um herauszufinden, wie Universitäten auf ChatGPT reagieren. Mithilfe einer Inhaltsanalyse identifiziert sie vier grundsätzliche Reaktionstypen:

  • Proaktive Förderung: Diese Organisationen fördern den Einsatz von KI aktiv und betonen deren Potenzial für Lernen und Kreativität. Risiken wie Fehlinformationen werden zwar anerkannt, aber meist als handhabbar eingeschätzt. Studierende sollen ihren KI-Einsatz transparent machen und erhalten gezielte Unterstützung, um verantwortungsvoll damit umzugehen.
  • Warnende Förderung: Hier wird der Einsatz von KI ebenfalls begrüßt, allerdings mit stärkerem Fokus auf die Risiken wie Dequalifizierung oder den Verlust akademischer Standards. Meist gibt es klare Vorgaben: Studierende müssen angeben, wann und wie sie KI-Tools nutzen, und ihre Entscheidungen reflektieren.
  • Einschränkung: KI darf nur unter strengen Bedingungen eingesetzt werden. Zwar wird ihr Nutzen für das individuelle Lernen gesehen, im Vordergrund steht aber die klare Trennung zwischen originären Leistungen und KI-generierten Inhalten. Oft wird dies durch detaillierte Regelwerke abgesichert.
  • Verbot: Trotz der anerkannten Vorteile überwiegen hier die Bedenken - etwa mangelnde Transparenz, Dequalifizierung oder Datenschutzrisiken. Um negative Folgen zu vermeiden, untersagen diese Organisationen den Einsatz von KI vollständig.

Obwohl die meisten Hochschulen ähnliche Chancen und Risiken erkennen, unterscheiden sich ihre Bewertungen und Handlungsstrategien deutlich. Der organisatorische Kontext spielt also eine entscheidende Rolle für den Umgang mit Innovationen.

Judiths statistische Analyse zeigt zudem einen spannenden Trend: Kleinere Hochschulen tendieren eher zu neutralen oder weniger restriktiven Haltungen (Glückler et al., 2023), während große Forschungsuniversitäten häufiger Beschränkungen verhängen. Fachhochschulen wiederum sind insgesamt deutlich offener und nehmen häufiger eine neutrale Position ein.