Mit BNE wird ein hoher Anspruch verbunden. So postulierte etwa die UN als Vision für die Weltdekade (2004–2015), BNE solle „allen Menschen Bildungschancen […] eröffnen, die es ermöglichen, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltensweisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine lebenswerte Zukunft […] erforderlich sind“ (DUK 2011, 7). Dementsprechend verfolgen die Materialien in der BNE-BOX das Ziel, Kinder und Jugendliche dazu zu befähigen, ihre eigene Entwicklung – und damit verbunden auch die gesellschaftliche und globale Entwicklung – zukunftsfähig zu gestalten. Ihnen soll dadurch die Möglichkeit an die Hand gegeben werden, sich die Werte, Kenntnisse und Fertigkeiten anzueignen, die für eine zukunftsfähige Gestaltung des eigenen Lebens und der Gesellschaft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung notwendig sind (vgl. ebd.).
Die BNE-BOX fördert daher ein aus den Fachdidaktiken integrativ gedachtes Nachhaltigkeitswissen über die globalen ökologischen, soziokulturellen und ökonomischen Zusammenhänge und die diversen Problemlagen, die ein Handeln im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erforderlich machen. Dieses Wissen ist geknüpft an ein Verständnis über die sich gegenseitig bedingenden Zusammenhänge von globalen, regionalen und lokalen Strukturen und Prozessen (vgl. Hoiß 2019, 34).
Die Materialien der BNE-BOX haben primär den Erwerb sogenannter Gestaltungskompetenzen im Blick. Der Begriff der Gestaltungskompetenzen wurde in den 2000er-Jahren maßgeblich von dem Erziehungswissenschaftler Gerhard de Haan geprägt, um die Facetten einer umfassend gedachten BNE für Lehrende wie Lernende einerseits zu systematisieren und diese andererseits operationalisierbar zu machen. Ziel ist es also dabei zu helfen, einen Überblick über die Ansprüche einer BNE zu gewinnen und zugleich die intentionale und durchdachte Umsetzbarkeit in unterschiedlichsten Lernumgebungen zu ermöglichen.
Konkret hat der Erwerb von Gestaltungskompetenzen zwei Aspekte: Zum einen geht es darum zu wissen, wie Kinder und Jugendliche aber auch Erwachsene nachhaltige Entwicklungsprozesse voranbringen und woran sie nicht oder weniger nachhaltige Entwicklungsprozesse erkennen können. Zum anderen werden Menschen dazu angeleitet bzw. angeregt, Werte und Fähigkeiten zu erwerben und zu reflektieren, die sie zu nachhaltigem Handeln motivieren und die es ihnen erlauben, selbstständig und mit anderen für nachhaltige Entwicklung aktiv und wirksam zu werden (vgl. DUK 2011). Gleichzeitig integrieren die Unterrichtseinheiten und Methodenmuster der BNE-BOX in unterschiedlicher Ausprägung die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs), die die Vereinten Nationen in ihrer Agenda 2030 formuliert haben.
Ausgehend von den BNE-Gestaltungskompetenzen in der Kategorisierung von Gerhard de Haan (2008) wurden für die Umsetzung in den Materialien zunächst Kompetenzen für die Lernenden-Seite in den Bereichen Sach-, Sozial- und Selbstkompetenz formuliert. Dabei geht es nicht darum, dass jede Unterrichtseinheit all diese Aspekte abdecken soll. Vielmehr dienen sie als Orientierung für unterrichtliches Handeln mit besonderem Blick auf BNE: Die Lernenden-Kompetenzen wurden in der BNE-BOX erweitert durch die Lehrenden-Kompetenzen, die einen diskursiven und wertreflexiven BNE-Unterricht möglich machen. Die folgenden Grafiken bieten einen Überblick zu den BNE-Kompetenzen für Lernende und Lehrende.