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Die Nexus-Gruppe stellt sich vor: Lehstuhlinhaberin Prof. Marianela Fader

12.12.2024

In dieser Serie stellen sich die Teammitglieder unserer Nexus-Forschungsgruppe in drei Fragen vor. Heute: Lehrstuhlinhaberin Prof. Marianela Fader.

Prof. Marianela Fader

© Prof. Marianela Fader

Prof. Marianela Fader ist Inhaberin des Lehrstuhls für Physische Geographie und Nexusforschung. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der großskaligen Modellierung der Beziehungen zwischen Wassersicherheit, Energieproduktion, Ernährungssicherheit und Naturschutz – insbesondere angesichts von Klima- und globalem Wandel. Ihre Arbeit dreht sich um die zentrale Frage:

Wie können wir unsere zukünftigen Bedürfnisse decken und das Wohlergehen aller fördern, ohne dabei die natürlichen Ökosysteme zu zerstören?

Was begeistert Dich am meisten an Deinem Forschungsfeld?

Mich begeistert vor allem, dass das Feld so breit ist: Nexusfragen beschäftigen sich mit Interaktionen zwischen Wasser, Nahrungsmitteln, Energie und Ökosystemen – und mit Effekten, die man vorher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatte. Mich fasziniert diese Komplexität des Nexus-Systems, in dem sich alle Bereiche gegenseitig beeinflussen, Synergien bilden und Trade-Offs erfordern.

Angenommen Du könntest Dir frei von Limitationen ein Forschungsprojekt aussuchen: Woran würdest Du arbeiten wollen?

Deutschland wird häufig als wasserreiches Land angesehen. Je nach nachdem, welche Region wir als Vergleich heranziehen stimmt das auch – aber ich glaube, vielen Leuten ist nicht klar, wie stark und wie schnell sich das ändert. Vor allem in der Landwirtschaft werden wir angesichts des Klimawandels große Mengen an Wasser für die Bewässerung brauchen. Aber wenn wir das Wasser aus den Flüssen entnehmen, was sind dann die Trade-Offs? Wie beeinflusst das die natürlichen Ökosysteme in den Flüssen und die Energiewirtschaft? Denn Wasser wird natürlich in Wasserkraftanlagen gebraucht, aber auch in thermischen Energiekraftwerken zur Kühlung. Die Analyse der regionalen Ausprägungen der Trade-offs und die Implikationen für Politik und Wasserwirtschaft ist nicht nur extrem interessant, sondern auch gesellschaftlich relevant.

Was sollten mehr Menschen über Dein Forschungsgebiet wissen und was wünschst Du Dir von Stakeholdern?

Die Nexusforschung ist viel komplexer, als man vielleicht zuerst denkt. Die Idee klingt immer total banal und man ist leicht versucht zu sagen: „Das ist ja nicht neu, dass die Nahrungsmittelproduktion, das Wasser, die Energieproduktion und die natürlichen Ökosysteme sich gegenseitig beeinflussen.“ Immerhin basieren auf dieser Prämisse ja auch große Teile der geographischen Forschung. Aber diese Beziehungen zu untersuchen und eine Theorie für die Funktionsweise so komplexer Systeme aufzustellen, ist sehr schwierig. Dadurch, dass das Feld ziemlich neu ist, haben wir noch keine einheitliche „go-to“-Methode zur Verfügung. Wir haben zwar mehrere Methodiken, die für einzelne Fragestellungen sehr gut funktionieren, aber keine elaborierte Methodologie des Nexus als Ganzes.

In dem Kontext würde ich mir auch wünschen, dass die Verwaltungsstrukturen auf Bundesebene Nexus-näher arbeiten. Gerade ist das ziemlich zerstückelt: Wir haben Ministerien für die einzelnen Elemente, und das erschwert Stakeholdern die Sicht auf das gesamte System – politisch und juristisch. Dabei müssten wir gerade aus der Stakeholderperspektive das „Große Ganze“ viel mehr in den Blick nehmen. So kommt es dann nämlich dazu, dass manchmal Gesetze oder Verordnungen verabschiedet werden, die zwar sinnvoll für einen bestimmten Bereich sind – die aber an anderer Stelle schädlich sind, weil das Zusammenspiel von Nexuselementen nicht berücksichtigt worden ist.