Zu Ehren des Waldes: Julia Pongratz im Interview mit dem SWR
21.03.2024
Der Wald gilt als Klimaschützer Nummer eins. Allerdings ist die Gesundheit vieler Wälder durch die globale Erwärmung bedroht. Was das für den Klimaschutz bedeutet, erklärt Prof. Dr. Julia Pongratz am Internationalen Tag des Waldes im Gespräch mit dem SWR.
Den Wald mit seinen Kohlenstoffflüssen zahlenmäßig zu erfassen, ist nicht einfach. In tropischen Regionen beispielsweise wird der Regenwald durch Abholzung von einer CO2-Senke zur CO2-Quelle. Für diese Abholzung ist maßgeblich der globale Norden verantwortlich. Denn große Flächen Regenwald werden für den Anbau von Soja gerodet, das dann nach China oder Europa exportiert wird. Das taucht aber derzeit nicht in den Klimabilanzen der Länder des globalen Nordens auf, sondern geht ins Minuskonto der Regenwaldländer ein. Prof. Dr. Julia Pongratz arbeitet unter anderem deshalb daran, die Kohlenstoffströme weltweit besser und gerechter zu erfassen. Beim sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) hat sie am Kapitel über den globalen Kohlenstoffkreislauf mitgewirkt.
Durch Aufforstung werden derzeit zwei Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre gebunden. Allerdings werden global jedes Jahr mehr als 40 Milliarden Tonnen CO2 in die Luft emittiert. Eine weltweite Dekarbonisierung ist deshalb die Voraussetzung dafür, dass der Wald unsere verbleibenden Treibhausgase kompensieren kann. „Der Wald dient uns allerdings nicht nur als Kohlenstoffspeicher, sondern sorgt auch für saubere Luft, Abkühlung, sauberes Wasser, Starkregenrückhalt und Erholung. Seine Leistungen sind eigentlich gar nicht messbar, so groß sind sie", betont Julia Pongratz.