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Teebken Julia (2024) “Opportunities and limitations for social justice in Germany’s climate adaptation policy”

13.09.2024

https://doi.org/10.1007/s41358-024-00382-w

Im Streben nach wirksamer(er) Klimawandelanpassung steigen die Anforderungen an Anpassungspraktiker:innen, systemische Ungleichheiten im Rahmen von Klimaanpassungspolitik zu adressieren. In der Praxis dominieren jedoch inkrementelle Anpassungsmaßnahmen, insbesondere wenn es um vulnerable Bevölkerungsgruppen geht. Deutschland steht exemplarisch für diese Spannungen. Wenig untersucht sind bisher die größeren Kontextfaktoren, die die Beseitigung der Grundursachen von Verwundbarkeit verhindern, wie man den Übergang weg von inkrementellen Maßnahmen gestalten kann und welche Rolle Umweltbehörden dabei spielen können. Der Artikel wendet eine historisch-materialistische Policyanalyse an, und untersucht in einem dreistufigen Ansatz, Kontext, Akteure und Politikprozesse. Die Kontextanalyse zeigt auf, wie wirksame Mittel zur sozialen Umverteilung seit Mitte der 1980er-Jahre im kapitalistischen Sozialstaat Deutschland reduziert wurden. Dies korreliert mit einer erhöhten sozialen Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel. Die Akteurslandschaft diversifiziert sich. Bisher unterrepräsentierte sozialpolitische Akteure und Aufgaben gewinnen an Bedeutung. Der politische Prozess deutet auf eine stärkere Fokussierung auf vulnerable Bevölkerungsgruppen hin. Dennoch sind sowohl Verständnis der strukturellen Grundursachen menschlicher Vulnerabilität als auch finanzielle Ressourcen des Politikfeldes äußerst begrenzt. Entsprechend sind die Instrumente weitgehend informativ und mit nur flacher Eingriffstiefe, die nicht ausreichen wird um Vulnerabilität an der Wurzel zu adressieren. Eine verbesserte Ursachenanalyse gepaart mit neuen Allianzen und Policy-Mixes sind gute Ausgangspunkte für mehr soziale Gerechtigkeit in der Klimaanpassung.