Angesichts der Vielzahl voneinander abhängiger Krisen, die sich auf die aktuelle und künftige Anfälligkeit für den Klimawandel auswirken, wird von der Klimaanpassung als Politikfeld zunehmend erwartet, dass sie systemische Ungerechtigkeiten angeht. Die Forderung ist weitgehend von der politischen Praxis abgekoppelt, was sich darin äußert, dass es keine größeren politischen Veränderungen gibt, wenn es darum geht, die Ursachen für die ungleiche Verwundbarkeit der Menschen anzugehen. Mit einer überdurchschnittlichen Erwärmung und einem hohen Maß an Ungleichheit ist China ein Beispiel für diese Spannungen. Die Anpassungsmaßnahmen werden nach wie vor schrittweise durchgeführt, und die „gefährdeten Bevölkerungsgruppen“ werden nur sporadisch berücksichtigt. Daher soll in diesem Kapitel Folgendes untersucht werden: (1) die Entwicklung der Anpassung an den Klimawandel als explizites Politikfeld in China und (2) der Stand der derzeitigen Anpassungsbemühungen angesichts des zunehmenden Bedarfs an einer transformativen Anpassung, d.h. die „gefährdeten Bevölkerungsgruppen“ zu einem zentralen Anliegen der Anpassungspolitik zu machen. Die historisch-materialistische Politikanalyse (HMPA) ist der wichtigste methodische Rahmen, der angewandt wird, um der Trägheit der Regierung einen Sinn zu geben. Die Ergebnisse zeigen, dass die öffentlichen Anpassungsbemühungen zwar erheblich vorangeschritten sind, die „gefährdeten Bevölkerungsgruppen“ jedoch nach wie vor eine untergeordnete Rolle spielen. Es werden erste Einblicke in die Konflikte gegeben, die das junge, aber heranreifende Politikfeld in China strukturieren. Diese Konflikte entfalten sich in einem größeren politisch-ökonomischen Kontext, der von einem staatlich durchdrungenen Kapitalismus geprägt ist und neue Muster von Hierarchie und sozialer Schichtung als zentrale Merkmale aufweist. Solange die Reproduktion von Ungleichheit unangefochten bleibt, ist eine transformative Anpassung illusorisch.