Klimawandelanpassung aus einer humangeographischen Perspektive – Wissenschaftler der HER-Gruppe der LMU nahmen an einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz in Bergen, Norwegen, teil
17.05.2024
17.05.2024
Über zwei Tage (15.-16. Mai 2024) und 25 bereichernde Sitzungen hinweg versammelten sich Wissenschaftler aus der ganzen Welt in der norwegischen Stadt Bergen, um über die Anpassung an den Klimawandel zu diskutieren. Gastgeber war das Centre for Climate and Energy Transformation der Universität Bergen. Das HER-Team des Geographischen Instituts der LMU war durch eine Delegation von fünf Mitgliedern vertreten, darunter Prof. Matthias Garschagen, Dr. Jan Petzold, Annika Schubert, Lena Grobusch und Deepal Doshi.
Die Konferenz wurde mit inspirierenden Keynote-Vorträgen von Prof. Neil Adger, Prof. Karen O’Brien und Prof. Emily Boyd eröffnet. Die Redner präsentierten zum Nachdenken anregende Ideen. Neil Adger schlug vor, ein „Ministerium für Klimaanpassung“ zu gründen, um die Herausforderungen der „Mainstreaming“-Anpassung anzugehen. Karen O’Brien lud zu einer kritischen Reflexion über unser aktuelles Paradigma des Risikomanagements ein. Emily Boyd lenkte die Aufmerksamkeit auf die Rolle der Eliten in den Debatten über Anpassung.
Die thematischen Sitzungen drehten sich um die Grenzen der Anpassung, die Bewertung des Anpassungserfolgs, Gerechtigkeit in der Anpassung, politische Ökonomien der Anpassung, Migration, urbane Anpassung, transformative Anpassung und Anpassungsfinanzierung. Eine der Botschaften, die sich durch die verschiedenen Sitzungen zog, war, dass die Anpassung an den Klimawandel noch nicht in dem notwendigen Tempo und Umfang stattfindet. Ein zentrales Anliegen war zu verstehen, warum dies so ist, welche methodischen Ansätze es gibt und welche Bedürfnisse bestehen, um den gesellschaftlichen Anpassungsprozess voranzutreiben. Ein Ansatz, der besonders auffiel, war der Einsatz von Kunst und „Imaginaries“ der Anpassung durch das Team vom Basque Center for Climate Change, geleitet von Dr. Marta Olazabal.
Die LMU-Delegation präsentierte in einer Vielzahl von Sitzungen. Prof. Matthias Garschagen stellte einige der neuesten Erkenntnisse aus einer aktuellen Überarbeitung der vorherigen Analyse (Garschagen und Doshi 2022) zur Verfolgung der Anpassungsfinanzierung aus dem Green Climate Fund vor. Dr. Jan Petzold referierte zusammen mit Dr. Sasha Kosanic von der Liverpool John Moores University über inklusive Hochwasserrisikominderung für Menschen mit Behinderungen in Mumbai aus einer Gerechtigkeitsperspektive. Annika Schubert präsentierte einen Teil ihrer Doktorarbeit zum „capacity-action-gap“ am Beispiel privater Hochwasserrisikomaßnahmen. Lena Grobusch präsentierte, wie die Brille des Gesellschaftsvertrags genutzt werden kann, um die Verantwortungsverteilung für die Klimaanpassung zu verstehen. Deepal Doshi präsentierte Ergebnisse aus einer ihrer PhD-Publikationen (Doshi und Garschagen 2023) zum Verständnis, wie Akteure „wahrgenommene“ Anpassungslösungsräume auf Machbarkeit und Wünschbarkeit bewerten, am Beispiel des Hochwasserrisikomanagements in Mumbai.
Neben den spannenden Sitzungen bot die Konferenz auch Möglichkeiten zum Networking und zu sozialen Aktivitäten, um sich besser kennenzulernen. Die Konferenz war eine der ersten, die sich auf die Humangeographie-Perspektive der Klimawandelanpassung konzentrierte, und endete mit einem starken Aufruf der Teilnehmer für eine weitere Veranstaltung in der Zukunft.