Ist der Erdkern undicht?
04.03.2025
Neue Publikation über Isotopenzusammensetzungen von Vulkangesteinen des Deccan-La Réunion Mantelplumes
04.03.2025
Neue Publikation über Isotopenzusammensetzungen von Vulkangesteinen des Deccan-La Réunion Mantelplumes
1) Schmelzen stammen aus unterschiedlichen Reservoirs, 2) Mischmodell, 3) Schmelzen ausschließlich aus Protokruste | © Josua Pakulla
Vulkane befördern Lava aus dem Erdmantel an die Erdoberfläche. Diese Lava erstarrt zu Basalt. Basalte einiger Ozeaninseln liefern uns Informationen über Mantelquellen aus großer Tiefe: Erdmantelmaterial aus der Nähe der Kern-Mantel-Grenze wurde durch sogenannten Mantel Plumes in Tiefen von 50 bis 150 km transportiert und schmilzt dort auf. Chemische Untersuchungen an diesen vulkanischen Gesteinen ermöglichen Einblicke in die Zusammensetzung und Entwicklung des tiefen Erdmantels. Dafür untersuchen Forscher der Universität Köln die Elementhäufigkeiten als auch die Isotopenzusammensetzungen. Radioaktive Isotope zerfallen zu anderen radiogenen Isotopen. Zum Beispiel zerfiel die Hälfte des Isotopes 238Uran (238U) in etwa 4,5 Milliarden Jahren (Halbwertszeit) zu 206Blei (206Pb): der Anteil an 238Uran sinkt also kontinuierlich, während der des 206Bleis steigt. Neben dem 238U-206Pb System nutzt man auch weitere Isotopensysteme, wie 147Sm-143Nd (Samarium-Neodym) und 176Lu-177Hf (Lutetium-Hafnium).
Isotopensysteme und Erdmantelprozesse
Traditionell werden Isotopensystem zur Datierung von Gesteinen genutzt. Doch ob ein Gestein oder ein Bereich im Erdmantel viel 147Sm, 176Lu, und 238U besitzt und somit im Verlauf der Zeit 143Nd, 177Hf, und 206Pb hängt auch von unterschiedlichen geologischen Prozessen ab. Durch das das Aufschmelzen des Erdmantels, die langsame Kristallisation von Lava in der Erdkruste, oder das Mischen unterschiedlicher Laven werden die Isotopenanteile umverteilt. Die Isotopenzusammensetzung eines Gesteins ist dadurch charakteristisch für unterschiedliche Prozesse im Erdmantel und -kruste und somit können Rückschlüsse auf die Zusammensetzung des Erdmantels über geologische Zeiträume hinweg getroffen werden. Die Forscher können so zum Beispiel untersuchen, ob kontinentalen oder ozeanischen Kruste in die tiefere Erde recycelt wurden.
Erdkrustenrecycling und Kern-Mantel Wechselwirkungen
Josua Pakulla und Niklas Kallnik, zwei Doktoranden der Forschungsgruppe um Prof. Carsten Münker, nutzten die Isotopensysteme 182Hf-182W und 146Sm-142Nd mit relativ kurzen Halbwertszeiten: etwa 9 Millionen (182Hf-182W) und 100 Millionen Jahren (146Sm-142Nd). Dadurch ist 182Hf nach etwa 60 Millionen Jahren vollständig zu 182W zerfallen und nach etwa 500 Millionen Jahren ist kaum nachweisbares 146Sm mehr vorhanden. Dadurch liefern diese Isotopensystem nur Informationen über den Zeitraum kurz nach der Erdbildung. Prozesse, welche diese Isotopensysteme in den ersten 60 und 500 Millionen Jahren beeinflussen können, sind z.B. die Bildung des Erdkerns, die Differenzierung des Erdmantels, oder die Bildung einer ersten Erdkruste im Erdzeitalter des Hadaikums (>4.0 Ga). Frühere Untersuchungen des Wolfram-Isotops 182W zeigten, dass dieses Isotop in einigen Ozeaninselbasalten weniger häufig vorhanden ist als bei anderen vulkanischen Gesteinen. Es wurde vermutet, dass Wolfram aus dem 182W-ärmeren Erdkern in den unteren Erdmantel gelangt ist und dann mit einem Mantel Plume an die Erdoberfläche gebracht wurde. Josuas und Niklas‘ neue Messungen verschiedener Isotope wie 142Nd, 182W, und 206Pb an Proben vom Dekkan-La Réunion Mantel Plume und Island legen jedoch nahe, dass auch im Erdmantel recycelte alte Erdkruste aus der Zeit kurz nach Entstehung der Erde (Hadaikum) ein Grund für die 182W-Defizite sein kann. Wahrscheinlich werden die unterschiedlichen 182W Isotopen in Mantel Plumes durch unterschiedliche Prozesse beeinflusst: einige durch Kern-Mantel Interaktion und andere durch in den tiefen Mantel recyceltes hadaisches Gestein.
Link zur Publikation:
Pakulla, J.J, Tusch, J., Hasenstab-Dübeler, E., Ravindran, A., Jansen, M.W., Leitzke, F.P., Gadpallu, P., Duraiswami, R.A., Münker, C.(2025). The spatio-temporal evolution of 182W and 142Nd in the Deccan-La Réunion plume. Earth and Planetary Science Letters, 653.https://doi.org/10.1016/j.epsl.2025.119225