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23.03.2023 - 27.03.2023: TRANSCEND bei der AAG 2023 in Denver

28.03.2023

Von Deepal Doshi, Mia Wannewitz, Jan Petzold

Drei Mitglieder der TRANSCEND-Gruppe nahmen kürzlich an der Jahrestagung der American Association of Geographers teil, die vom 23. bis 27. März 2023 in Denver, Colorado, stattfand. Das Thema der diesjährigen Tagung war „Just Geographies“.

Es gab mehr als 4.500 Vorträge, Poster, Workshops und Exkursionen. Bei einer Konferenz dieser Größenordnung war die AAG-App unser Wegweiser, um sich einen Überblick über die verschiedenen Sitzungen zu verschaffen, die Sitzungen auszuwählen, an denen wir teilnehmen wollten (persönlich oder virtuell) und logistische Informationen abzurufen. Die App diente auch als Datenbank für Vortragende, Zusammenfassungen von Präsentationen und eigene Notizen, die während der Sitzungen gemacht wurden.

Insgesamt war es faszinierend, die Vielfalt der Themen zu sehen und zu erforschen, die innerhalb der Geographie behandelt werden - von der regionalen Geographie, der Verhaltensgeographie, der feministischen Geographie, der digitalen Geographie und der kritischen Geographie. So gab es so unterschiedliche Sitzungen wie „Feminist Ferment - geography and geopolitics of gender in the United States craft beer space“ oder „Emerging Research Methods for Social and Economic Equity in Community Resilience and Climate Adaptation Research“. Während wir drei an vielen Sitzungen von gemeinsamem Interesse teilnahmen, z. B. zur Anpassung an den Klimawandel, zum Katastrophenrisiko und zur Stadtgeographie, verzweigten wir uns auch in Sitzungen, die speziell auf unsere Arbeit und unsere Interessen zugeschnitten waren.

Jan nahm unter anderem an mehreren Sitzungen teil, die sich mit verschiedenen Fragen der Anpassung an den Klimawandel befassten. In der Sitzung “Challenges and opportunities related to climate-induced human mobility and migration” wurden verschiedene Fallstudien zu klimabedingten Umsiedlungen, z. B. aufgrund des steigenden Meeresspiegels oder zunehmender Waldbrände, zusammengetragen. Auch der Widerstand gegen Umsiedlungen und Aspekte der Umweltgerechtigkeit wurden diskutiert - beides sind Themen, die eng mit unserer Forschung in TRANSCEND verbunden sind. Auch die Podiumsdiskussion zum Thema “bringing equity into climate adaptation partnerships” befasste sich mit der entscheidenden Frage, wie Gerechtigkeitsaspekte bei der Entwicklung von Klimadienstleistungen berücksichtigt werden können. Die Diskussionsteilnehmer tauschten Erfahrungen aus verschiedenen Initiativen in den Vereinigten Staaten aus und gaben interessante Einblicke in die Art und Weise, wie gemeindebasierte Organisationen und Interessengruppen in die Entwicklung sinnvoller Klimadienstleistungen einbezogen werden können.

Mia nahm an verschiedenen interessanten Sitzungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten teil. Im Zusammenhang mit ihrem Forschungsinteresse versuchte sie, in den verschiedenen Sitzungen und Präsentationen zu beobachten, ob und wie andere Forscher und Forschungsbereiche das Thema der soziokulturellen Vielfalt bei der Bewertung und Konzeptualisierung lokaler sozialer Phänomene berücksichtigen. Ein Beispiel, bei dem solche Heterogenitäten in gewissem Maße berücksichtigt wurden, war die Sitzung „Adapt-me-not: Resistance to climate change adaptation initiatives“, in dem die verschiedenen Präsentationen aufzeigten, wie Einzelpersonen und/oder Gruppen von Einzelpersonen sich aus unterschiedlichen Gründen gegen eine Anpassung an den Klimawandel entschieden haben. In den meisten Präsentationen stellte Mia fest, dass bei der Erklärung sozialer Phänomene der Schwerpunkt eher auf sozioökonomischen oder demografischen Gruppen als auf soziokulturellen Aspekten lag - eine interessante Beobachtung für ihre eigene Studie.

Deepal besuchte einige aufschlussreiche Sitzungen mit Vorträgen über Klimafinanzierung und die aufkommende Nutzung sozialer Medien wie Twitter, die sie für ihre Forschung als inspirierend empfand. In einer Sitzung zum Thema „Soziale Medien als Räume begreifen“ wurden interessante Studien über die Nutzung sozialer Medienplattformen als Räume für die Analyse der Unzufriedenheit in der Gesellschaft vorgestellt, z. B. im Arabischen Frühling. Die TeilnehmerInnen reflektierten jedoch auch darüber, dass soziale Medien ein stark umkämpfter Raum sind und nicht nur ein einseitiger Kampf, in dem auch Verschwörungstheorien, Fake News, Zensurmaßnahmen usw. kursieren. Die Sitzung lud auch zur Diskussion über den Unterschied zwischen „digitalem Selbst“ und „analogem Selbst“ bei der Nutzung sozialer Medien als analytischer Raum ein. Solche Diskussionen waren für Deepal besonders hilfreich im Zusammenhang mit ihrer aktuellen Arbeit zur Bewertung sozialer Verträge durch Social Listening auf Twitter.

Unsere Sitzung, die gemeinsam von Matthias und Prof. Bill Solecki vom Hunter College, NY, geleitet wurde, trug den Titel „Future risk and adaptation in coastal cities“. Die Sitzung konzentrierte sich auf drei wichtige Wissenslücken: erstens, das Verständnis zukünftiger Trends bei der Gefährdung und Anfälligkeit; zweitens, das Wissen über die Durchführbarkeit verschiedener Anpassungsoptionen jenseits von Kosten-Nutzen-Kriterien; und drittens, die Steuerung der Anpassung, einschließlich Fragen zur Verteilung von Rollen und Verantwortlichkeiten zwischen verschiedenen Akteursgruppen. Zu den Präsentationen in dieser Sitzung gehörten drei Beiträge des TRANSCEND-Teams - Jan, Mia und Deepal.

Jan präsentierte die Ergebnisse eines Spin-Off-Reviews der Global Adaptation Mapping Initiative (GAMI), in dem untersucht wurde, wie verschiedene Akteure und ihre Rollen bei der Anpassung an den Klimawandel in der wissenschaftlichen Literatur dargestellt werden. Die Untersuchung zeigt unter anderem, dass staatliche und nichtstaatliche Akteure in den verschiedenen Regionen sowie in städtischen und ländlichen Gebieten unterschiedlich stark vertreten sind und dass Aufgaben wie die Umsetzung oder Planung von Anpassungsmaßnahmen unterschiedlich auf diese Akteure verteilt sind.

Mia präsentierte Ergebnisse einer systematischen Literaturanalyse, die ebenfalls auf GAMI basiert und empirische Belege für die Anpassung in Küstenstädten bewertet. Die Studie zeigt, dass in den Küstenstädten bestimmte Anpassungsmuster vorherrschen, die sich nicht durch die Größe oder das Einkommensniveau der Stadt erklären lassen, und dass es an transformativen Anpassungsansätzen mangelt. Diese und andere Erkenntnisse aus diesem ersten globalen Überblick über den Stand der Anpassung in Küstenstädten helfen, Forschungs- und Anpassungslücken zu identifizieren, die in die globale Bestandsaufnahme der Anpassungsfortschritte (“Global Stocktake”) einfließen können, wie sie im Pariser Abkommen gefordert wird.

Deepal präsentierte ihre Studie zum Thema „Assessment of social contracts for urban adaptation to climate change through social listening on Twitter“. Die Präsentation konzentrierte sich auf die Fallstudie Mumbai und zeigte die Ergebnisse zu den Erwartungen der Akteure hinsichtlich der Rollen und Verantwortlichkeiten für das Hochwasserrisikomanagement, wie sie in Twitter-Debatten diskutiert wurden.

In dieser Sitzung gab es auch einen Vortrag von Prof. Volker Hochschild von der Universität Tübingen mit dem Titel „Urban Structure Types as a planning relevant tool to identify vulnerabilities - examples from climate change suffering coastal cities in Vietnam“. In der Folgesitzung, die von Prof. Bill Solecki (City University of New York) geleitet wurde, gab es zwei Präsentationen - eine virtuelle von Prof. Javier Revilla Diez (Universität Köln) über „Micro business participation in collective flood adaptation. Lessons from scenario-based analysis in Ho Chi Minh City, Vietnam“ und einen von der Doktorandin Marizeh Parisa Setayesh (City University of New York) zum Thema ”Flood risk perception and household decision making in coastal communities of NY and NJ“.

Abgesehen von der Möglichkeit, unsere eigenen Arbeiten zu präsentieren und zu diskutieren, war die Reise zur AAG wertvoll, um nähere Einblicke in die aktuelle Forschungslandschaft im Kontext der nordamerikanischen Geographie zu erhalten und zu erfahren, woran führende amerikanische Institute (z. B. das Natural Hazards Center, Boulder, NYU, UC Berkeley) und Geographen (z. B. Diana Livermann und Bill Solecki) arbeiten und wie sie ihre Forschung präsentieren.